Christoph Scheiner
Christoph Scheiner wurde am 25. Juli 1573 (oder 1575) in Markt Wald bei Mindelheim geboren. Ab Mai 1591 besuchte er das Jesuitengymnasium in Augsburg und trat nach erfolgreichem Abschluss am 26. Oktober 1595 in den Jesuitenorden ein. In den Jahren 1598 bis 1601 studierte er an der Universität Ingolstadt Mathematik, Philosophie und Physik. Anschließend wirkte er bis 1605 als Lateinlehrer am Ordenskolleg in Dillingen. In dieser Zeit erfand er den Pantografen (Storchenschnabel), ein Gerät zum Übertragen von Zeichnungen in verschiedenen Maßstäben.
Von 1605 bis 1609 studierte er wieder an der Universität Ingolstadt Theologie und wurde am 18. April 1605 im Dom zu Eichstätt zum Priester geweiht. Am 15. Oktober 1610 erhielt er schließlich einen Lehrstuhl für Mathematik (beinhaltend Physik und Astronomie) und Hebräisch an der Universität Ingolstadt. Im Turm der Heilig-Kreuz-Kirche richtete er sich ein Observatorium zur Sonnenbeobachtung ein. Zusammen mit seinem Schüler Johann Babtist Cysat entdeckte er hier dunkle Flecken auf der Sonne. Obwohl ihn seine Ordensoberen zur Vorsicht gemahnt hatten, erschienen drei Briefe unter dem Pseudonym „Apelles latens post tabulam“, in denen er seine Entdeckung veröffentlichte. Diese Briefe führten später zum Prioritätenstreit mit Galileo Galilei.
Von 1617 bis 1620 war Scheiner am Hof von Erzherzog Maximilian III. tätig. In dieser Zeit befasste er sich hauptsächlich mit der Anatomie und der Optik des menschlichen Auges. Durch seine vielfältigen Erkenntnisse begründete er die moderne Augenoptik.
Nach einer kurzen Episode als Professor für Mathematik in Freiburg wurde er Superior des neu gegründeten Jesuitenkollegs in Neisse.
Um Probleme mit dieser Neugründung zu regeln, reiste er 1624 nach Rom, wo er bis 1633 blieb. Dort wurde er sofort in den Streit um die Priorität der Entdeckung der Sonnenflecken mit Galilei involviert. Daraus resultiert auch sein Hauptwerk „Rosa Ursina sive Sol“, in dem er seine langjährigen Beobachtungen akribisch niederlegte und in dem er versuchte, in Gegensatz zu Galilei und in Übereinstimmung mit den Autoritäten der Kirche – insbesondere seiner Ordensoberen – das geozentrische Weltbild zu beweisen.
Nach vierjährigem Aufenthalt in Wien kehrte Scheiner an das Jesuitenkolleg in Neisse zurück. Er war kaum noch wissenschaftlich tätig. Auch seine Aufgaben als Superior wurden von seinem Nachfolger ausgeübt. Er starb am 18. Juli 1650 in Neisse.
Schon zu Lebzeiten Scheiners waren namhafte Wissenschaftler, wie z.B. Descartes, der Meinung, dass er insgeheim an das heliozentrischen Weltbild geglaubt hat, seine Meinung aber aus Rücksicht auf sein Gelübde als Jesuit und auf Drängen seiner Oberen nicht zu veröffentlichen gewagt hat.
Weitere Informationen zu Christoph Scheiner:
Christoph Scheiner (ausführliche Biographie in Wikipedia)
Christoph Scheiner: Die systematische Beobachtung der Sonne
Sonne entdecken: Christoph-Scheiner; Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt
Franz Daxeder: Die Disputation Christoph Scheiners, Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, 114. Jg. 2005
Franz Daxeder: Christoph Scheiner, der flüssige Himmel und die kopernikanische Lehre; Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, 115. Jg. 2006